Meister sind EU-weit auf gleicher Stufe mit Akademikern
Der Meisterbrief muss nach Einschätzung des stellvertretenden Landesvorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Hessen (MIT) und Mitglied des Bundesvorstands, Volker Rode (Gelnhausen), nicht nur erhalten bleiben, sondern in seiner Funktion ausgeweitet werden.
Das erklärte der selbstständige Handwerksmeister und Steinbildhauer bei einer Veranstaltung der Europaunion in Schlüchtern. Als Gastreferent machte er dabei deutlich, dass viele europäische Länder die Qualifikation des deutschen Meisterbriefes als vorbildhaft einschätzen.
Demgegenüber gebe es in Deutschland immer wieder Versuche, den Meistertitel als Grundlage zur Führung eines Handwerksbetriebes aufzuweichen. So hat zum Beispiel die Änderung der Handwerksordnung zu einem Streichen von 53 Berufen aus der Meisterpflicht geführt. Rode erinnerte dabei an viele Fliesenlegerbetriebe, als einen der betroffenen Berufe, die nach der Reform ab 2004 keinen Meister mehr für ihre selbstständige Betriebsführung benötigten. Dies habe unter anderem zur Folge gehabt, dass die Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich stark rückläufig sei und die Zahl der abgelegten Meisterprüfungen drastisch von 550 auf 90 Prüflingen im Jahr abgesackt ist. Mittel- und langfristig ist mit deutlichen Qualitätseinbußen in diesem Bereich zu rechnen, denn wo nicht auskömmlich ausgebildet werde, können auch keine Spitzenleistungen erwartet werden.
Auch haben die Erfahrungen der letzten zehn Jahre gezeigt, dass die Überlebenszahl in den ersten fünf Jahren der Selbständigkeit der mit Meisterbrief gegründeten Betriebe bei ca. 88% gegenüber 34 %, der nicht meisterpflichtigen lag.
Der Meistertitel sei zwar in Europa nicht flächendeckend verbreitet, erfreut sich aber zunehmend größerem Interesse. So bemühen sich bereits einige Europäische Länder, das bewährte "Duale Ausbildungssystem" in ihre Berufsausbildung zu integrieren. Das sollte für Deutschland allerdings nicht Anlass sein, diese Form der beruflichen Ausbildung weiter auszudünnen - im Gegenteil. Der Meisterbrief, so Rode, ist ein Deutschland ein seit Jahrhunderten anerkannter Befähigungsnachweis, der nicht aus Opportunitätsgründen auf dem "Altar der Brüsseler Verordnungsbürokraten und der Gleichgültigkeit mancher Bundestagsabgeordneten in Berlin" geopfert werden dürfe. Gemeinsam mit dem Bundesvorstand und dem Landesvorstand der Mittelstandsvereinigung Hessen setzt Rode sich zugleich dafür ein, die 53 im Jahre 2003 gestrichenen Handwerksqualifikationen wieder durch den Meisterbrief aufzuwerten.
Darüber hinaus sollte der Handwerksmeister künftig auch die Berechtigung für ein Masterstudium an einer Universität oder Fachhochschule darstellen. Damit, so Rode, könne der Meisterbrief gleich dem Bachelorabschluss für fortbildungswillige Handwerker eine weitere Chance zur beruflichen Weiterbildungsqualifikation eröffnen. Mit einem solchen Schritt befinde man sich durchaus im Einklang mit anderen europäischen Staaten, die bereits jetzt den Bachelor und Meister als gleichrangig betrachten.
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